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Bildungsbericht 2012 – Betreuungsgeld wird von den Experten heftig kritisiert

Der neue Bildungsbericht sieht nur bescheidene Verbesserungen bei Kitas und Schulen. In Deutschland gibt es trotz Fortschritten im Bildungssystem noch immer zahlreiche Bildungsverlierer. Schulmensa und Schulgarten kommen im Bericht nicht vor. Bildungspolitik lässt sich immer weniger im Rahmen traditioneller Ressortpolitik erfolgreich wahrnehmen, sie ist zunehmend auf Kooperation mit Akteuren aus anderen Politikfeldern angewiesen, so der Bericht und das DNSV fügt hinzu, „damit sind Ernährunsbildung & Ernährungserziehung Querschnittsprobleme und die  Schulverpflegung lässt sich nur übergreifend lösen!“ Angesichts der Probleme beim Krippenausbau zweifeln die mit dem Bericht beauftragten Experten zudem am Betreuungsgeld, das Eltern erhalten sollen, die ihre Kleinkinder zu Hause betreuen. Das Betreuungsgeld ist ein absurder Vorschlag. Es wäre besser, die Bundesregierung würde die dafür eingeplanten 1,2 Milliarden Euro in den Ausbau der Krippenplätze stecken. Wir brauchen qualifiziertes Personal. Die Betreuung und Bildung im Kindergarten soll ja nicht nur ausgebaut, sondern auch besser werden. Der U3-Ausbau muss massiv beschleunigt werden, damit der im August 2013 in Kraft tretende Rechtsanspruch auf ein Betreuungsangebot in Westdeutschland für durchschnittlich mindestens 37% der unter 3-Jährigen erfüllt werden kann. Um die Angebote ohne Qualitätsminderung sicher zu stellen, sind besondere Maßnahmen zur Gewinnung zusätzlicher pädagogischer Fachkräfte dringend erforderlich. Nach einer Schätzung auf Basis des Kinderförderungsgesetzes würden ohne weitere Maßnahmen bis 2013 in Westdeutschland ca. 175.000 Plätze in Kindertageseinrichtungen und 88.000 in Tagespflege sowie schätzungsweise mindestens 12.400 Fachkräfte und zwischen 22.000 und 29.000 Tagespflegepersonen fehlen.

Neben einer funktionierenden Infrastruktur ist eine ausreichende Versorgung des Bildungssystems mit Finanzressourcen erforderlich, da die individuelle, die gesellschaftliche und ebenso die wirtschaftliche Entwicklung in einem beträchtlichen Maße durch die Leistungsfähigkeit des Bildungswesens beeinflusst werden. Um die eingeleiteten Reformmaßnahmen zur Anpassung der Bildungsinfrastruktur an die oben genannten Herausforderungen (z. B. Ausbau der Ganztagsschulen, Betreuung der unter 3-Jährigen, Erweiterung der Hochschulkapazitäten) zu realisieren, ist die angekündigte Steigerung der Bildungsausgaben erforderlich.

Neben den Angeboten der Ganztagsschulen stellen auch die über Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe organisierten Hortangebote einen wesentlichen Bestandteil ganztägiger Bildung und Betreuung dar. Insbesondere im Grundschulalter ist der Hort eine quantitativ bedeutsame Variante; in dieser Altersgruppe nutzen mit bundesweit 422.473 Kindern nahezu 15% der Schülerinnen und Schüler ein Hortangebot. Horte werden einerseits als unabhängige Ergänzungsangebote zu Ganztagsschulen, andererseits aber auch in Form von Kooperationsangeboten beider Institutionen genutzt. Obwohl die Anzahl der Kinder in Ganztagsgrundschulen deutlich stärker ansteigt, hat auch die Zahl der Hortkinder seit 2006 um knapp ein Viertel zugenommen. Hier zeigen sich in den Ländern unterschiedliche Strategien beim Ausbau der ganztägigen Bildung und Betreuung für Kinder im Grundschulalter. Während in Nordrhein-Westfalen Hortangebote zugunsten von Ganztagsplätzen in Schulen nahezu vollständig abgebaut wurden, zeigen sich in Bayern und Niedersachsen auch bei den Horten deutliche Zuwächse. In Sachsen und Brandenburg weisen hohe Quoten in beiden Betreuungsformen darauf hin, dass hier eine große Anzahl an Kooperationsangeboten zwischen Horten und Ganztagsgrundschulen besteht.

Die Zahl der Bildungseirichtungen in freier Trägerschaft ist in den letzten zwölf Jahren um ein Viertel gestiegen, während die Zahl der öffentlichen Einrichtungen um ein Zehntel zurückgegangen ist. Die Hälfte der Lehrkräfte ist über 50 Jahre alt. Den hohen Ersatzbedarf quantitativ und ohne Qualitäts-einbußen zu sichern, wird keine leichte dauerhafte Aufgabe der Pol-tik sein. Das Potential von Ganztagsschulen wird zu wenig ausgeschöpft. Der Ausbau von Ganztagsschulen variiert stark nach Ländern, vollzieht sich überwiegend in offener Form und erreicht bisher nur ein Viertel der Schüler. Ihr weiterer Ausbau in gebundener (verpflichtender) Form würde pädagogische Gestaltungsspielräume erweitern und käme besonders bildungsbenachteiligten Jugendlichen zu Gute.

Wenn drei Jahre nach Ausbildungsabschluss die Hälfte der Jugendlichen im Osten nicht ausbildungs-adäquat beschäftigt und doppelt so oft arbeitslos ist, zudem ein Viertel weniger verdient als die westdeutschen Ausbildungs-absolventen, kann das nur die Attraktivität der Ausbildung und damit die Fachkräftesicherung in Ostdeutschland gefährden.

Der Bildungsbericht 2012

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