Politik & Wirtschaft

Göteborg – wo die Schulverpflegung zu Hause ist

Das Schulessen nimmt in der kommunalpolitischen Arbeit der Schwedischen Stadt Göteborg einen zentralen Stellenwert ein. Wer sich ein Bild von dem Schulküchensystem der Stadt machen will, sollte die  Oscar Fredriksskolan besuchen. Küchenchefin Martina Aronsson und ihre Brigade kochen täglich in der schuleigenen Küche frische Menüs, die im Schulrestaurant “Bamba Bambino” angeboten werden. Für die Direktorin der Grundschule,  Britt-Marie Almer, ist der Speisesaal das Herz der Schule, denn so die  Principalin, “wenn wir die Herzen der Kinder erreichen wollen, geht dies nur über den Magen! ” So ist es nur folgerichtig, dass im Schulrestaurant sogar ein Flügel steht, auf dem zur Mittagszeit gespielt  werden kann. Gekocht wird täglich in einer modernen Küche ein kostenfreies Schulessen – wie in Schweden an allen Grundschulen üblich –  für 450 Schüler. Ein Salatbuffet, Wasser und Milch gehören mit zum täglichen Angebot. Auch an die Zwischenverpflegung ist gedacht, so gibt es täglich ein Frühstücksangebot und eine nachmittägliche Vesper. Dabei geht man von der Zielstellung aus, das jedes Kind zu jeder Zeit ein frisches Angebot vorfindet. Regionale & saisonale Produkte bestimmen generell den Speisenplan. In regelmäßigen “foodmeetings” gemeinsam mit den Lehrern, Schülern und Eltern, wird die weitere Entwicklung besprochen. Dabei gehört die Mitarbeit der Schüler in der Küche genauso dazu wie die Kochseminare für die verschiedenen Klassen. Täglich sind zwei Schüler als “Helfer”  während der Mittagszeit mit dabei und unterstützen die Küchenbrigade in deren Arbeit.

Die Basis

1946 beschloss das schwedische Parlament, dass alle Schulkinder ein gesetzliches Recht täglich auf ein kostenloses warmes Essen in der Schule haben. Nach dem Schulgesetz von 2007 müssen die Gemeinden für die Kosten aufkommen. Die schwedische Regierung genehmigte bereits 1995 einen Aktionsplan für Ernährung (“Schweden Nutrition Action Plan”), der von 1999 bis 2004 umgesetzt wurde. Im April 2003 wurde die Regierungsrichtlinie “Ziele für Public Health” beschlossen, deren Hauptziel lautet “to create a social environment for health on equal terms for the entire population”. Mit dieser Richtlinie wurde die schwedische Public Health Strategie grundlegend geändert, und zwar wurde der Fokus von Krankheiten auf Gesundheitsprävention verschoben.  Am 1. Juli 2011 wurde eine neue Version des Schulgesetzes verabschiedet, in dem ein “A free nutritions school lunch for every child” verankert ist, das sich an den WHO Vorgaben orientiert und “fettarme & kalorienreduzierte Produkte für die Schulessenproduktion”  in den Mittelpunkt der gesetzlichenVorgaben stellt. Zurzeit werden täglich 1,5  Mio. Mittagessen in Schulen angeboten, die aus Steuergeldern finanziert werden, im Wert von acht Billionen Schwedenkronen  jährlich.

 

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