AllgemeinPresseschau: Was steht in den Medien?

Kinderwagen top, Essen flop – Mittagsverpflegung in Kitas oft mangelhaft

„Für mein Kind nur das Beste“. Für die allermeisten jungen Eltern ist das ein neuer Leitsatz, sobald der Nachwuchs geboren ist. Das fängt mit tagelanger Recherche für den besten Kinderwagen an, geht über die Vergleiche sämtlicher Warentests von Kindersitzen bis zum Wälzen aller je erschienener Ratgeber für ergonomische Saughilfen und ablutschbare Holzeisenbahnen. Das ringt erfahrenen Eltern naturgemäß ein Lächeln ab, denn dieses „Anfangs-Engagement“ lässt – glücklicherweise für die Umwelt der jungen Familie – dann doch etwas nach.  Aber es flammt genau dann wieder auf, wenn es um die Suche nach einer geeigneten Kita geht. Das Kleine soll ja nur geringste Abstriche machen müssen in der Obhut des Kindergartens. Da gibt es bestimmt auch Kinder, die längst nicht so wohlerzogen und lieb sind wie das eigene, und die Fachkräfte können ja nun auch nicht die Liebe der Eltern ersetzen. Entsprechend gibt es bei der Auswahl der Kita wieder einen Ausschlag in der „Kümmerskala“ der Eltern. Dass viele Eltern aber ihr Augenmerk lediglich auf die Farbgestaltung der Gruppenräume, Frühförderungsmöglichkeiten oder der TÜV-geprüften Beschaffenheit des Außengeländes richten, ist leider unzureichend.  Tatsache ist, dass inzwischen bundesweit mehr als 1,8 Millionen Kinder über Mittag in ihrer Kita bleiben und dort verpflegt werden…und das offenbar weniger gut als es wünschenswert ist. Das hat eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ergeben. Gemessen am Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) schneidet die Mittagsverpflegung in den meisten deutschen Kitas schlecht ab: Nur zwölf Prozent der Kitas reichen den Kindern genügend Obst, lediglich 19 Prozent ausreichend häufig Salat oder Rohkost. Fisch steht ebenfalls zu selten auf dem Speiseplan. Fleisch hingegen bieten drei Viertel der Kitas zu häufig an.  Auch die Caterer sind noch zu wenig auf kindgerechte Verpflegung ausgerichtet: Deutschlandweit haben 56 Prozent ein externes Unternehmen beauftragt, das die Speisen täglich anliefert. Aber nur jeder zehnte Caterer, der eine Kita beliefert, bietet speziell an den Bedarfen von Kindern ausgerichtete Mittagessen an. Nur in knapp ein Drittel der Kitas werden alle Lebensmittel vor Ort zubereitet. 5.000 Kitas aus allen Bundesländern wurden von den Machern der Studie angeschrieben. Antworten erhielten sie von 1.082 Einrichtungen, also von 2,1 Prozent der rund 52.000 Kitas in Deutschland.  Was können aber Eltern tun, die sich die Nächte um die Ohren geschlagen haben, um den bergsteiger-, joggingtauglichen und mit Getränkehalter einfach faltbaren Kinderwagen zu beschaffen und nun erkennen, dass die Ernährung des eigenen Nachwuchses ebenso ein nachhaltiges Gut ist? In vielen Bundesländern ist sogar gesetzlich festgehalten, dass die Eltern ein Mitspracherecht beim Mittagessen haben. Doch bevor es konfrontativ wird und sich einzelne Eltern mit der Erzieherin um das Essen streiten, macht es Sinn, zunächst Informationen einzuholen. Das kann ein freundlicher Auftrag an den Trägerverein oder die Elternvertretung der Einrichtung sein. Ein Freiwilliger, der sich zunächst einmal kundig macht und sich entsprechendes Material besorgt, tut da schon Wunder.  Und statt stundenlanger Recherchen geht das auch recht einfach: Die Broschüre „DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder“ und eine Broschüre zur Umsetzung für die Erzieherinnen „Essen lernen in Kita und Tagespflege“ vom aid infodienst – und fertig. Beides sind Institutionen, die ausschließlich neutrale und wissenschaftlich fundierte Informationen anbieten. Damit gewappnet kann man dann das Gespräch mit der Kita-Leitung und den Trägern suchen. In den allermeisten Fällen sind diese mindestens froh, dass sich jemand kümmert. Denn man sollte immer bedenken, dass Erzieherinnen keine Ernährungsfachkräfte sind. Zusammen wird man sicher eine gute Lösung finden. Den Caterer holt man dazu, sobald die Wünsche formuliert sind und schaut sich danach an, ob er die Vorschläge umsetzt. Wenn das nicht klappt, kann man durchaus über eine neue Ausschreibung nachdenken. In Zusammenarbeit mit Eltern, Erzieherinnen und Trägern ist auch das kein unüberwindbares Hexenwerk. Die Kleinen werden es in jedem Falle danken.

Harald Seitz, www.aid.de

Weitere Informationen:

www.fitkid-aktion.de/service/medien.html (DGE-Qualitätsstandard) http://shop.aid.de/3304/essen-lernen-in-kita-und-tagespflege-ernaehrungsbildung-fuer-kleinkinder

www.vz-nrw.de/kitaverpflegung (inkl. Anbieterdatenbank)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert