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Wetterau und Peinelt zum Ende der Kochmützen

„Die Hochschule Niederrhein hat ein umfangreiches Zertifizierungskonzept für die Gemeinschaftsgastronomie entwickelt. Dieses wurde unter dem Namen „Ausgezeichnete Gemeinschaftsgastronomie“ – ursprünglich „Kochmützen“ – gemeinsam mit dem TÜV Rheinland über ein Jahrzehnt erfolgreich u.a. auch in der Schulverpflegung eingesetzt. Aufgrund von zu geringer Nachfrage musste die Kooperation nun beendet werden.

Dieses Ende ist für die Branche ein schwerwiegender Verlust, da es nichts Vergleichbares gibt. In der Schulverpflegung konnte die Qualität gesteigert werden, da alle Bereiche der gastronomischen Dienstleistungen bei der Prüfung abgedeckt worden sind. Das betrifft nicht nur die ernährungsphysiologischen Anforderungen, sondern u.a. auch die sensorische Qualität (Geschmack, Aussehen, Konsistenz…), das Beschwerdemanagement, die Hygiene oder die Nachhaltigkeit. Durch jährliche Audits wurde das hohe Niveau in jedem geprüften Betrieb automatisch sichergestellt. Und das ohne Appelle durch die Politik.

Wie die Stellungnahme zu den Q-Standards der DGE von Prof. Peinelt und Prof. Wetterau gezeigt hat, ist mit der darauf basierenden Zertifizierung nicht das gleiche Prüfniveau erzielbar. Die Prüfkriterien für die ”Ausgezeichnete Gemeinschaftsgastronomie” gehen vielmehr weit über die der DGE-Standards hinaus. Außerdem werden internationale Anforderungen in mehrfacher Hinsicht von der DGE-Zertifizierung nicht erfüllt.

Es ist daher sehr bedauerlich, dass das Zertifizierungskonzept der Hochschule Niederrhein keine breite Anwendung für die Schulverpflegung in Deutschland gefunden hat. Der TÜV Rheinland hat versichert, dass die Prüfkapazitäten in relativ kurzer Zeit massiv ausgeweitet werden könnten, weshalb eine Überprüfung für alle Schulen in Deutschland nach diesem Prüfsystem umsetzbar wäre. Bei Zertifizierungskosten von nur einem Cent (!) pro Mittagessen hätte es auch keine Finanzierungsprobleme gegeben. Die Bundesländer hätten sich lediglich auf dieses Zertifizierungskonzept einigen müssen, um eine Überprüfung auf höchstem Niveau in ganz Deutschland sicher zu stellen. Die Ergebnisse aller geprüften Schulen wären außerdem vergleichbar gewesen. Stattdessen hat jedes Bundesland sein eigenes Ding gemacht – mit sehr unterschiedlichen und z.T. ernüchternden Ergebnissen, die zudem nicht vergleichbar sind.

Angesichts der seit Jahrzehnten angebotenen unbefriedigenden Speisenqualität in vielen deutschen Schulen, wie sie u.a. vom DNSV immer wieder beschrieben wurden, wächst die Überzeugung, dass Deutschland keine Schulverpflegung kann oder will.“

Prof. Dr. Wetterau und Prof. Dr. Peinelt