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Essen in der Ganztagsbetreuung an Schulen keine Selbstverständlichkeit

Das tägliche Essen in den Schulen in Deutschland ist leider keine Selbstverständlichkeit für alle Kinder und Jugendliche, oft  scheitert es an einem Euro. Es geht um Armut – Oft um die versteckte Armut. In Deutschland leben rund 2,5 Millionen Kinder von Sozialhilfe. Besonders gravierend: Armut macht Kinder krank. Das belegen verschiedene aktuelle Studien. Der Bund das sogenannte Bildungs- und Teilhabepaket geschnürt, das Hartz-IV-Empfängern Zugang zu bestimmten Leistungen ermöglicht. Auch das Schulessen für die Kinder fällt darunter, leider können viele Eltern ihren Eigenanteil nicht bezahlen, denn es wachsen viele Kinder in ärmlichen Verhältnissen auf. Mehr als 1,6 Millionen Kinder unter 15 Jahren sind auf Hilfe angewiesen. Das ist eine Quote von 14,9 Prozent. In Bayern liegt sie bei 6,8 %, in Berlin leben etwa 168.000 von 500.000 Kindern in Familien, die Hartz-IV-Leistungen beziehen. Die Wohlfahrtsverbände sehen damit auch die Demokratie gefährdet, denn die Schere zwischen Arm und Reich gehe immer weiter auseinander.

Angesichts der von 19,9 auf 21,6 Prozent gestiegenen Kinderarmut in NRW z.B., warnen die Wohlfahrtsverbände die dortige Landesregierung vor Einsparungen in den Bereichen Soziales und Bildung. Stattdessen müsse sie mehr für Kinder und Familien tun. Sinnvoll wäre etwa die Einführung eines kostenlosen Mittagessens in Kitas und Ganztagsschulen, sagte der Kölner Caritasdirektor Frank Johannes Hensel.  In Nordrhein-Westfalen gilt jeder Siebte als arm. 2011 lebten 2,8 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze, davon 643.000 Kinder und Jugendliche, sagte NRW-Sozialminister Guntram Schneider (SPD) bei der Vorstellung des nordrhein-westfälischen Sozialberichts 2012 in Düsseldorf. Damit stieg die Armutsrisikoquote gegenüber dem Vorjahr von 14,7 auf 15,8 Prozent. 1,8 Millionen Menschen lebten von Hartz-IV-Leistungen.

Auch in dem, was Kinder essen, zeigen sich Schichtunterschiede. Das gilt bereits für die Allerkleinsten. Einige Familien interessieren sich nicht für eine gesunde Ernährung, manchmal reicht auch das Wissen darüber nicht aus. Doch oft fehlt es einfach am Geld. Denn pflanzliche Lebensmittel schlagen beim Einkauf deutlich zu Buche. Mehr als ein Drittel der Kosten für eine gesunde Kinderernährung entfallen auf Obst und Gemüse. Das zeigt eine aktuelle Erhebung des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE). Die Finanzlücke für Kinder von vier bis sechs Jahren beträgt rund 17 Euro (18 %) im Monat. Bei 15- bis 18-Jährigen fehlen monatlich fast 80 Euro (44 %). Das Ganze verschärft sich noch, wenn eine Ganztagsbetreuung in der Schule hinzukommt. Weil für eine warme Mahlzeit in der Regel zwischen 1,90 bis 3,50 Euro erhoben werden, verschlingt sie oft den gesamten Tagessatz. Ohne finanzielle Zuschüsse werden Kinder aus armen Familien daher vom schulischen Mittagessen ausgeschlossen. Und das bringt weitere soziale Probleme mit sich. ( zitiert nach: Rehrmann, N.: UGB-Forum 4/08 S. 172-175) Finanzielle Armut und die damit verbundene soziale Situation beeinflussen das Ernährungsverhalten also auch an dieser Stelle indirekt. Mit dem paradoxen Ergebnis, dass die Familien entgegen ihrer Absicht, preisgünstig einzukaufen, zu teurem Fast Food und Süßigkeiten greifen. Denn ein knappes Haushaltsbudget wirkt sich immer auch auf die Handlungsmöglichkeiten, Entscheidungsspielräume und Prioritäten der Betroffenen aus.

Es klingt mehr als paradox wenn das Wirtschaftsministerium – laut einem Pressebericht – nun dem Entwurf des Armuts- und Reichtumsreports von Ursula von der Leyen wiederspricht. Das Wirtschaftsministerium wehrt sich dagegen, mit den im Bericht enthaltenen Daten über eine ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung neue Staatseingriffe zu rechtfertigen. Stattdessen solle der Bericht  die positiven Entwicklungen in den Vordergrund stellen, denn die Lebenssituation einkommensschwacher Haushalte habe sich verbessert. Welch Ironie angesichts der aktuellen Zahlen! Ja, es ist genug Geld da, leider  ist es nur in den falschen Taschen.

Die Bundesregierung veröffentlicht ihren Armuts- und Reichtumsbericht alle vier Jahre. Derzeit beraten die Ressorts darüber. Der Bericht soll dem Kabinett im November vorliegen. Der Entwurf war an die Öffentlichkeit geraten und hatte hohe Schwellen geschlagen. So hat sich die Schere zwischen Arm und Reich in den vergangenen Jahren weiter geöffnet.

 

 

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