Politik & Wirtschaft

GEW BERLIN zur Situation rund um das Berliner Schulmittagessen 

Zu Beginn des Schuljahres gab es chaotische Situationen rund um das Schulessen. Aufgrund eines neuen Vergabesystems wurde der Caterer 40 Seconds von sehr vielen Bezirken ausgewählt. Dieser musste kurzfristig seine Kapazitäten von 5.000 Mahlzeiten am Tag auf das Achtfache erhöhen, was offensichtlich misslang. In den ersten zwei Schulwochen kam es so zu zahlreichen Ausfällen und Unregelmäßigkeiten. Es wurde entweder gar kein Essen geliefert, zu wenig oder in mangelhafter Qualität. Berichte aus Schulen sprachen von kaltem oder teilweise angebranntem Essen. Auch Fälle von Unwohlsein durch die Schulspeisung wurden gemeldet. 

Sehr vielen Berliner Schüler*innen fehlte in den ersten Schulwochen eine warme und gesunde Mahlzeit. Die Taktung des Stundenplans und die Essenszeiten konnte nicht eingehalten werden. Die Schulleitungen und das Schulpersonal mussten das Chaos auffangen. Sie bestellten Pizzen oder mussten kurzerhand Großeinkäufe erledigen. Gleichzeitig mussten sie auf die vielen berechtigten Beschwerden von Elternseite eingehen. 

Vergabeverfahren überprüfen

Einige Bezirke haben den Caterer inzwischen abgemahnt oder gekündigt. Die Senatsverwaltung hat eine Taskforce Schulessen mit einem täglichen Jour fixe einberufen, die sich zunächst um die akute Verbesserung der Essensversorgung kümmert. Wenn alle Schulen erst einmal wieder mit Essen in entsprechender Anzahl und Qualität versorgt sind, dann müssen die grundsätzlichen Probleme angegangen werden. Für eine bessere Regelung muss das Vergabeverfahren überarbeitet werden. Das bisherige Verfahren mit dem Testessen in den Schulen war rechtlich angreifbar und wurde deshalb abgeschafft. Aber auch an dem neuen Verfahren bestehen rechtliche Zweifel. Hier wurden den Schulen lediglich anonymisierte Menükarten mit 20 vegetarischen Speisen vorgelegt, auf deren Basis sie entscheiden sollten. Die Essensausschüsse der Schulen haben anhand der Listen versucht zu bewerten, welches Essen wohl allen Kindern am besten schmecken würde. Für die Menüvorschläge gab es für die Caterer keine konkreten Auflagen. 

Schulgemeinschaft beteiligen

Durch die Anonymisierung konnten nicht mehr wie bisher die Erfahrungen der Schulen zur Verlässlichkeit und Zusammenarbeit mit dem Caterer einfließen. Diese Kriterien sind aber neben den gesundheitlichen und ökologischen Anforderungen, die alle Caterer einhalten müssen, für die Schulen sehr wichtig. Schulen schätzen in der Regel langfristige Kooperationen. Zudem sind häufig auch eine lokale Verbindung innerhalb des Kiezes oder Stadtteils sowie soziale Faktoren von Bedeutung. In Zukunft sollten diese Aspekte in jedem Fall einbezogen werden. Es ist unabdingbar, dass die Vertreter*innen der Schulgemeinschaft zukünftig wieder mehr Mitsprache erhalten.

Grundsätzlich sollte bei der Auftragsvergabe der Essenslieferung auch darauf geachtet werden, dass es nicht zu einer Art Monopolisierung kommt. Denkbar wäre beispielsweise eine Zuschlagsbegrenzung, sodass ein Catering-Anbieter maximal eine bestimmte Anzahl an Aufträgen erhalten kann.

Schulküchen in jeder Schule schaffen

Ein Ansatz, der weit darüber hinausgeht, ist die Idee einer gänzlich anderen Grundstruktur beim Schulessen, wie die GEW BERLIN es fordert. An allen Schulen sollten Schulküchen in kommunaler Verantwortung und mit kommunalem Personal in Betrieb gehen, damit vor Ort gesundes und nachhaltiges Essen gekocht wird. Es würden Transportwege, Verpackungen und Warmhalteressourcen stark verringert und die Einbeziehung der Kieze verstärkt werden. Wir kämen langfristig aus dem Prozedere neuer Ausschreibungen und Vergaben heraus. Hierfür sollten ein Landesprogramm ins Leben gerufen und Mittel bereitgestellt werden. 

Quelle: GEW Berlin, Klaudia Kachelrieß