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Schwedisches Recht auf Schulmahlzeiten

In Schweden sieht das Schulgesetz vor, dass jedes Kind ein kostenloses Mittagessen bekommt – ein Grundsatz, der auch in Zeiten von Corona für die Schulverpflegung gilt? Die Redaktion Schulverpflegung hat über die Schwedische Botschaft in Berlin Kontakte nach Stockholm und Göteborg erhalten, die sie dazu befragt hat. In den Innenstädten sind die Mitarbeiter der Schulkantinen direkt von den Schulen angestellt. Das kostenlose Mittagessen wird aus Steuergeldern finanziert und in der öffentlichen Wahrnehmung wird die Schule als Arbeitsplatz gesehen. Der Schulleiter ist dafür verantwortlich, dass die allgemeinen Ratschläge des Gesundheitsamtes für die Schulverpflegung befolgt werden. Lösungen können unterschiedlich aussehen, da Schulen und Schulrestaurants unterschiedliche Bedingungen haben. Generell gilt, dass die Schüler Schulessen bekommen, um mit dem Schultag fertig zu werden. Angesichts Corona wurde in Schweden eine Fernunterrichtsempfehlung für Gymnasien erlassen. Allerdings sollen die betroffenen Schulen eine Mischung aus Präsenz- und Fernunterricht (bis 80 Prozent) organisieren. Schwedische Schüler müssen im Frühjahr zumeist nicht zu nationalen Prüfungen antreten. Diese wurden zwischen dem 1. Januar und 30. Juni mit wenigen Ausnahmen abgesagt, wie Bildungsministerin Anna Ekström bekanntgab.

In Schweden gibt die Gemeinde allgemeine Richtlinien für das Schulessen vor. Es liegt aber in der Hand der jeweiligen Schule, das Essen entsprechend anzubieten. Damit das funktioniert, sind etwa 650 Mitarbeiter in Stockholm im Bereich Schulverpflegung und direkt bei den Schulen angestellt. Nur so können die 100.000 Schüler täglich mit Mahlzeiten versorgt werden.

Was hat sich durch Corona in Stockholm geändert?

  • Die Gymnasien, die etwa 22.000 Schüler unterrichten, haben Anfang Dezember 2020 den Fernunterricht eingeführt. Viele der Schüler essen seitdem zuhause und bekommen kein Schulessen mehr. Lediglich Schüler mit besonderen Bedürfnissen können ihr Essen abholen bzw. weiterhin in der Schule essen.
  • Der Sitzabstand zwischen den Schülern, die nach wie vor die Schule besuchen dürfen, ist größer geworden.
  • Mehrere Schulen haben das Angebot am Salatbuffet eingeschränkt.
  • Manche Schulen bieten das Mittagessen oder den Imbiss im eigenen Klassenzimmer an.

Seit jeher gibt es in Stockholm ein gutes System, um die Lebensmittelsicherheit zu garantieren – das hat sich aufgrund des Virus noch einmal verschärft. Die Mitarbeiter in den Kantinen haben die Routine aber gut anpassen können, sodass sich das Angebot nicht groß verändert, informierte uns Karin Viklund von der Schwedischen Botschaft in Berlin.

Lage in Göteborg

Auch in Göteborg ist das Schulessen, entsprechend dem Gesetz, kostenfrei. Rund 90.000 Schüler müssen normalerweise versorgt werden. Dabei unterscheidet die Kommune zwischen

  • den Gymnasien (alle Schüler im Alter zwischen 16 und 19 Jahren; versorgt von 65 -70 Mitarbeitern)
  • und den Grundschulen (6 bis 15 Jahre, versorgt von etwa 500 Mitarbeitern im Bereich der Schulverpflegung).

Was hat sich durch Corona in den Göteborger Gymnasien geändert?

  • Eine Zeit lang brauchte es wesentlich weniger Mahlzeiten an den Gymnasien, da viele der 10.000 Gäste, die im Normalbetrieb kommen, im Homeschooling waren.
  • Vor Ort gab es keine klassische Essensausgabe sondern verpacktes Essen to go. Das hat zu logistischen Herausforderungen geführt und mehr Einwegverpackungen, und damit mehr Müll produziert. Zudem sind Mehrkosten für Einwegverpackungen, Reinigungsmittel, Handreinigung, Papiertücher, etc. entstanden, welche die Kommune übernommen hat.
  • Zudem mussten die Abläufe in den Küchen selbst angepasst werden: Logistische Veränderungen und strengere Hygieneregelungen.
Die Grundschulen von Göteborg
Es gibt ca. 80.000 Grundschüler, normalerweise nehmen etwa 90 Prozent davon in den Schulen am Mittagessen teil. Während der Pandemie sind es weniger, auch wenn es noch keine offizielle Statistik dafür gibt.

So oder so macht es die aktuelle Situation fast unmöglich, Essenszahlen zu kalkulieren. Viele Mahlzeiten mussten entsorgt werden – nachhaltig ist das nicht. Die Beteiligten versuchen aber nach und nach für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Zudem muss häufiger gereinigt werden als vor der Pandemie.

Die Veränderungen aufgrund der Corona-Pandemie sind minimal:

  • „Das Essen wird weiterhin serviert, obwohl die Mitarbeiter sich teilweise Sorgen wegen der Ansteckungsgefahr gemacht haben“, erklärt Karin Viklund.
  • Es wurden aber neue Pausenzeiten eingerichtet, sodass die Schüler mit mehr Abstand und zu unterschiedlichen Zeiten essen können.
  • Das Speisenangebot wurde minimal geändert: So ist etwa das Salatbuffet kleiner und hält weniger Variationen bereit.

Nach den Gesprächen mit den Verantwortlichen vor Ort betont Karin Viklund: „Auch die Schulverpfleger in Schweden haben durch die Coronakrise einiges gelernt. Nicht nur war und ist die Arbeitsbelastung für alle Beteiligten sehr hoch, am Anfang wurden die Beschlüsse zu langsam umgesetzt. Zudem wäre es hilfreich, mehr Personal, etwa für die Reinigung, zu bekommen. In Zukunft werden die Schulverpfleger die Räume anders und vor allem flexibler gestalten. In Schweden hat man die Hoffnung, dass es nach den diesjährigen Sommerferien besser wird.“

Nachsatz: Wir danken der Schwedischen Botschaft in Berlin für deren Unterstützung bei der Herstellung der Kontakte und Übermittlung der Informationen aus Stockholm und Göteborg.

Redaktion Schulverpflegung / gastroinfoportal