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Desaster beim Berliner Schulbau

Wenn wie am Montag in Marzahn-Hellersdorf eine neue Schule eröffnet, ist das schön. Schlimm ist, dass in den nächsten Monaten nur zwei weitere hinzukommen und als sichtbares Ergebnis der Schulbauoffensive den Schülern zur Verfügung stehen werden. Einzelne Erfolge können nicht darüber hinweg täuschen: Berlin läuft auf einen massiven Schulnotstand zu. Mit 26.000 fehlenden Plätzen rechnen die Planer der überforderten Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bis 2021. Nicht überall in der Stadt, aber in vielen Regionen der Stadt werden Schüler und Lehrkräfte massiv leiden. Für sie wird es noch enger in Altbauten, Ergänzungsflächen und Containern. Sollten sich die selbst vor wenigen Monaten erhobenen Daten als überholt erweisen, wie das die Bildungsverwaltung wohl hofft, würde das nur halbe Entwarnung bringen. Es wäre ein peinliches Systemversagen, sollte sich das noch kürzlich gepriesene Controlling der Bau- und Planungstätigkeit als unzureichend entlarven. Und selbst wenn statt 26.000 Plätzen nur 20.000 fehlen, wäre das alles schlimm genug. Mit der Schulbauoffensive fährt Rot-Rot-Grün das wichtigste Projekt der Legislaturperiode gegen die Wand. Anders als beim ebenfalls nicht wie geplant laufenden Wohnungsbau geht es nicht um Unterkünfte für Menschen, die oft erst neu in die Stadt kommen. Das neuerliche Versagen geht auf Kosten der Berliner Kinder, Jugendlichen und Lehrkräfte. Wie unter diesen Umständen die eklatanten Defizite in der Wissensvermittlung behoben werden sollen, bleibt schleierhaft. Berlins Bevölkerung wächst seit 2005. Dass erst so spät begonnen wurde, die Schulkapazitäten an den steigenden Bedarf anzupassen, ist Schuld der SPD und ihrer Senatorin Scheeres. Sie ist seit 2011 für die Bildung zuständig. Das ist schon viel zu lange.

ots/ BERLINER MORGENPOST