5. Kongress Kita- & SV 2011Allgemein

5. Internationaler Kongress "Essen in KITA & SCHULE

Frisch und lecker soll die Verpflegung in Kita und Schule sein, vollwertig, ausgewogen, am besten „Bio“, gut organisiert und möglichst nicht zu teuer. Allergiker und Vegetarier sind ebenso zu berücksichtigen wie ethnische oder religiöse Besonderheiten. So weit die Wünsche. – Aber wie sieht die Praxis aus? Was ist zu verbessern? Welche Lösungen bieten sich an? Darüber diskutieren Wissenschaftler, Branchenexperten und Entscheider beim 5. Internationalen Kongress „Essen in KITA & SCHULE – Ein starkes Stück Gesundheit“ („Eating in kindergarten & school – a powerful piece of health“). Die Tagung, zu der am 5. September 2011 rund 350 Teilnehmer erwartet werden, findet erneut im Rahmen der Leipziger Fachmesse für Gastronomie, Hotellerie und Gemeinschaftsverpflegung GÄSTE (4. bis 6. September) statt. In keiner anderen Lebensphase ist gesunde Ernährung so wichtig wie im Kindes- und Jugendalter, während der körperlichen und geistigen Entwicklung. Doch welche Rolle spielt diese Erkenntnis in der Erziehung, in der Ganztagsbetreuung, in der Politik? In Deutschland, wo zirka 30 Prozent der Schulkinder ohne Frühstück zum Unterricht erscheinen, ist die Verpflegung in Kindertagesstätten und Schulen nicht gesetzlich geregelt. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gibt „Qualitätsstandards für die Schulverpflegung“ heraus – als unverbindliche Empfehlung. Auf Länderebene helfen und informieren Vernetzungsstellen. „Nur rund ein Drittel der Kinder nutzt das bestehende Angebot, das sich vom hochwertigen Bio-Menü aus der hauseigenen Küche bis zum Billiggericht aus der Thermobox, das gleich im Klassenraum verteilt wird, erstreckt“, sagt der Vorsitzende des Vereins Deutsches Netzwerk Schulverpflegung e.V. (DNSV), Dr. Michael Polster. Der DNSV hat es sich zum Ziel gesetzt, das Schulessen in Deutschland qualitativ und organisatorisch zu verbessern. Dazu leistet der Verein vielfältige Aufklärungsarbeit, bündelt Kräfte und mobilisiert Entscheider. Gemeinsam mit dem Fachmagazin „Schulverpflegung“organisiert der DNSV zum fünften Mal den Kongress für Kita- und Schulverpflegung auf der Leipziger GÄSTE, präsentiert hier die Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage und kürt erstmalig das beste Schulrestaurant Deutschlands mit dem „Goldenen Teller des DNSV“. Caterer stellen auf dem Kongress dar, welche Barrieren sie in der täglichen Praxis der Kita- und Schulverpflegung zu bewältigen haben. Hersteller liefern technische Vorschläge, wie man Prozessketten optimieren kann. Wie andere Länder ihre Kinder verpflegen, sollen schließlich Erfahrungsberichte aus Japan, Schweden, Russland und der Schweiz zeigen.

Recht oder billig?

„Schulverpflegung funktioniert immer dann, wenn die Mensa integrierter Bestandteil der Schule ist und nicht als lästiges Anhängsel betrachtet wird“, erläutert Dr. Michael Polster. „Es gibt zahlreiche Schulen, an denen eine gesunde Ernährung vorbildlich umgesetzt wird. Bei anderen hingegen fehlt ein befriedigendes Angebot für die Pausen- oder Mittagsverpflegung. Hier mangelt es nicht selten schon an der Bereitschaft, Verantwortung dafür zu übernehmen. Ein Direktor sagte mir mal, er sei nur für den Kopf, nicht für den Bauch der Schüler zuständig“, so der Vorsitzende des DNSV. Neben eigenen Küchen sorgen vor allem Catering-Betriebe für die Zubereitung und Lieferung des Essens. „Diese Unternehmen erhalten ihre Aufträge per Ausschreibung. Verträge mit den kommunalen Trägern werden in der Regel nur für ein Jahr abgeschlossen – eine denkbare schlechte Bedingung für Investitionen“, so Dr. Polster. Auch die Forderung von Schulträgern und Eltern nach Niedrigst-Kosten ließen Wirtschaftlichkeit und Qualität oft auf der Strecke bleiben. Ebenso erschwere die derzeitige Steuerpolitik der Bundesregierung die Arbeit der Caterer: „Während beispielsweise für Tiernahrung in Deutschland der ermäßigte Umsatzsteuersatz von sieben Prozent gilt, wird auf Kita- und Schulspeisung 19 Prozent Umsatzsteuer erhoben“, bemängelt Polster. Umgehen könne man diese Regelung durch Gründung eines Mensavereins, der eine ermäßigte Besteuerung ermögliche.

Expertenrat

Wie diese und weitere Barrieren den Alltag der Catering-Firmen beeinflussen, wird Thorsten Dammert von Dussmann Service Deutschland GmbH (Berlin) beim Kongress in Leipzig darlegen. Zudem nimmt er Stellung zu Qualitätsstandards, Lebensmittelsicherheit und Risikomanagement. Das Thema Essen, betont der Catering-Experte und Produktmanager, sei immer auch emotional zu sehen: „So werden Regionalität, Saisonalität und ‚Bio‘ gewünscht, es sind interkulturelle Ansätze sowie Sonderkostformen zu berücksichtigen.“ Auch auf Fragen wie „Warum nehmen nur so wenige Schüler an der Verpflegung teil? Sind die Voraussetzungen in den Schulen nicht vorhanden? Wer oder was bestimmt den Preis der Schulverpflegung?“ sucht der Referent nach Antworten. „Jährlich gibt die Bundesregierung 60 Milliarden Euro für kranke Kinder aus. Würde man nur einen Teil davon in gesunde Ernährung investieren, ließe sich vielen Erkrankungen vorbeugen“, meint Dr. Michael Polster. Zwar sei Deutschland im internationalen Vergleich nicht das Schlusslicht, doch gebe es etliche Länder, die ihren jüngsten Bürgern weitaus bessere Verpflegungsbedingungen böten als die Bundesrepublik.

Über den Tellerrand geschaut

Italien zum Beispiel nimmt eine internationale Pionierrolle ein. Schon in den 1990er-Jahren wurden dort Bio-Lebensmittel in der Schulverpflegung eingeführt. „Die hohen Qualitätsansprüche, die nicht zuletzt in der italienischen Esskultur begründet sind, unterliegen strengster staatlicher Kontrolle. In Rom, wo große Caterer um die Gunst der jungen Tischgäste wetteifern, nutzen im Prinzip 100 Prozent der Schulkinder die tägliche Verpflegung, die von der Kommune mit Punkten bewertet wird“, weiß Polster. In Schweden vereint bereits seit 1921 die Organisation „Kost och Näring“ viele verschiedene Akteure aus der Gemeinschaftsverpflegung, darunter Ernährungsberater und -therapeuten. Insgesamt 1.200 Mitglieder gehören dem Verband heute an. Vorsitzende Karin Lidén wird in Leipzig einen Einblick in das schwedische Modell des Schulessens geben, über Erfahrungen ebenso berichten wie über aktuelle Herausforderungen und Probleme. Lidén arbeitet seit 33 Jahren für die kommunale Gemeinschaftsverpflegung in der schwedischen Stadt Kramfors und leitet dort das Dezernat für Lebensmittel und Ernährung, das täglich 3.000 Mahlzeiten für Kitas, Schulen und Senioren anbietet. Gekocht wird in 23 Küchen, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind und 75 Mitarbeiter beschäftigen. In der russischen Stadt Tomsk hat man positive Erfahrungen mit einem dreijährigen städtischen Programm zur gesunden Kinderernährung gesammelt. Das unter Regie des Bildungsdezernats realisierte Projekt umfasste einheitliche zyklische Menü-Angebote für Kitas und Schulen, nutzte neue, moderne Technologien und Anlagen und berücksichtigte in besonderer Weise sozial schwache Kinder. Natalja Schnurko und Swetlana Postnikowa werden auf dem Kongress im Rahmen der Leipziger GÄSTE berichten, wie sie die Vorschul- und Schulverpflegung in der Halbmillionenmetropole organisieren und welche neuen Ideen sie für die Zukunft haben. Könnte die japanische Schulverpflegung ein praktisches Vorbild für Deutschland sein oder stellt sie einen Sonderweg dar? Diese Frage will Prof. Dr. Volker Peinelt von der Hochschule Niederrhein, Krefeld, in seinem Referat beantworten. Der Experte für Catering Services und Lebensmittelhygiene recherchierte vor Ort, was Schulkinder in Japan essen und wie ihre Verpflegung organisiert wird. Ob und wie gesund sich Heranwachsende in der Schweiz ernähren, weiß schließlich Referentin Anna Hasler von der Fachhochschule St. Pölten in Österreich. In ihrem Vortrag „Guetzli, Schoki & Rüebli – ist das alles, was die Schweizer Schüler essen?“ berichtet die Ernährungswissenschaftlerin von ihren Forschungen zu Ess- und Trinkgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen. So sei es etwa für einen Großteil der jungen Schweizer selbstverständlich, täglich Mineralwasser zu trinken. Fisch hingegen werde sehr selten gegessen. Das Vorbild der Eltern spiele vor allem bei den 13- bis 14-Jährigen und bei den 17- bis 18-Jährigen eine Rolle, hat Hasler herausgefunden. Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren hingegen würden sich in ihren Ernährungsgewohnheiten an Gleichaltrigen oder an eigenen Prinzipien orientieren.

 

5. Internationaler Kongress „Essen in KITA & SCHULE – Ein starkes Stück Gesundheit“

Montag, 5. September 2011, 10.00 bis 17.00 Uhr

Leipziger Messe, Congress Center Leipzig (CCL)

Teilnahmegebühr: 55,00 Euro

Anmeldung

Kongressprogramm, 5.9.2011, Kita- und Schulverpflegung

 

 

 

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