Politik & Wirtschaft

Rupprecht zur Schulverpflegung im Land Brandenburg

Unsere Schwerpunkte für gutes Schulessen sind, dass es  saisonal geprägt und aus der Region stammen sollte, auch zur Unterstützung des heimischen Marktes beiträgt“, so  Holger Rupprecht. Er  war seit 2004 der der Minister für Bildung, Jugend und Sport des Bundeslandes Brandenburg, Jahrgang 1953 und von Beruf Diplom Lehrer. 2007 entwickelte er auf dem 3. Kongress zur Schulverpflegung in Leipzig seine Vorstellungen zum Thema Schulverpflegung im Land Brandenburg.

Frage: Was können Sie zur aktuellen Situation der Schulverpflegung im Land Brandenburg sagen? Was konnte von den Absichtserklärungen auf dem 3. Kongress 2007 in Leipzig umgesetzt werden? Wie sind die Ergebnisse?

Antwort Minister Holger Rupprecht: Das Brandenburgische Schulgesetz verpflichtet die Schulträger dazu, für die Bereitstellung einer warmen Mahlzeit zu einem angemessenen Preis zu sorgen. Diese Grundlage trägt nach wie vor entscheidend dazu bei, dass das Schulessen eine feste Größe im Alltag der Brandenburgischen Schulen aller Schulformen ist. Damit ist auch klar: Die Städte und Gemeinden müssen für das Schulessen Sorge tragen, eine Abschaffung oder auch ein kostenloses Angebot für alle werden nicht diskutiert. ca.96% der Brandenburgischen Schülerinnen und Schüler essen warm zu Mittag, von welchem Caterer das Essen kommt wurde 2005 in über 80% der Schulen vom Schulträger allein entschieden. Noch zu oft bleiben bei den Entscheidungen die Schulkonferenzen ausgeschlossen, auch sind Qualitätskriterien der DGE noch vielen Essenteilnehmern fremd.

Frage: Wo gibt es Probleme, welcher Art sind sie?

Antwort: Ansprechend gestaltete Räume und ein schmackhaftes Essen sind in vielen Schulen inzwischen Alltag, Verbesserungsmöglichkeiten gibt es sicher noch in beiden Bereichen. Sehr kleine Grundschulen im Flächenland Brandenburg sind für Großcaterer oft geschäftlich uninteressant, dort müssen dann Kleinanbieter genutzt werden, für die DGE- Empfehlungen ein hoher Anspruch sein können. Für diese und viele andere Problemlösungen steht seit Oktober 2009 die Vernetzungsstelle Schulverpflegung bereit, um mit Rat und Tat vor Ort die Verbesserung des Schulessens anzuregen. Kurz vor Schuljahresende hat die Vernetzungsstelle eine Kurzumfrage als Stichprobe an alle Schulformen versandt mit dem Ziel, Rückschlüsse zum Stand der Schulverpflegung, zu Bedarfen und Wünschen der Schulen zu erhalten. Die Ergebnisse liegen in Kürze vor und werden die weitere Arbeit an den Schulen vorgeben. Die Akzeptanz des Themas wächst bei Schulträgern, Eltern, Schulleitungen langsam aber stetig. Das Verhältnis zur „Schulspeisung“ wandelt sich von „Massenabfertigung“ und „Zeitdruck“ hin zu einem kulturvolleren Umgang. Möglicherweise gelingt es dadurch auch, wieder mehr Lehrkräfte zum Essen in der Schule zu motivieren. Die Vernetzungsstelle, zu deren Aufgaben auch die Beratung von Schulleitungen und Lehrkräften gehört, könnte durchaus stärker nachgefragt werden. Die Ausprägung einer angemessenen und angenehmen Atmosphäre beim Essen ist eine schwierige und oft langwierige Aufgabe. Wir erhoffen uns von der Auswertung der Umfrage auch Aussagen zu sog. Best Practice-Schulen, von denen andere lernen können, auf welche Weise gute Schulverpflegung entsteht.

Frage: Ein Blick in die Zukunft: Welche sind die nächsten Aufgaben und Schritte?

Antwort: Die Potenziale einer zeitgemäßen Esskultur für das Zusammenleben an Schulen aufzuzeigen ist unsere nächste Aufgabe. Hoffnungsvolle Beispiele aus den Ganztagsschulen gibt es bereits, das sogenannte Mittagsband bietet beste Möglichkeiten, das Schulessen inhaltlich neu auszugestalten als einen täglichen Höhepunkt im Schulalltag, dafür wurde ein Schulwettbewerb,  getragen von der Verbraucherzentrale Brandenburg ins Leben gerufen. Die Verbraucherzentrale ruft die Schulen auf, unter dem Motto “Wir machen unsere Mensa attraktiver” mit pfiffigen Ideen und eigenen Mitteln in einen Wettbewerb um eine gute Mensa-Atmosphäre zu treten. Der Wettbewerb läuft vom Oktober bis Dezember 2010, die besten Beiträge werden dann nach den Winterferien im Februar 2011 prämiert und zum Nachmachen im Internet veröffentlicht. Gemeinsam mit dem Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg und der Verbraucherzentrale wird in einer Arbeitsgruppe gegenwärtig beraten, welche unterstützenden Materialien wir den Schulen für den WAT-Unterricht im Themenfeld Verbraucherbildung zu Ernährungsthemen an die Hand geben können.

Frage: Der OB von Potsdam, Jann Jakobs, ruft Initiative Schulessen ins Leben, geht die Stadt einen eigenen Weg?

Antwort: Wenn eine Kommune sich des Themas „Schulessen“ annimmt, ist das ein Gewinn für die Schulen, denn die Kommunen sind für die Ausgestaltung der räumlichen Bedingungen verantwortlich. Der Schulleiter unterschreibt It. Schulgesetz als Beauftragter der Kommune den Vertrag mit dem Caterer, den er gemeinsam mit Schülern, Lehrern und Eltern vorher in der Mensakommission ausgewählt hat. In Potsdam zeigt sich die Kraft, die ein engagiertes Stadtoberhaupt einbringen kann, wenn es um die Verbesserung von Standortbedingungen geht. Schulen und deren Qualität sind für junge Familien Standortfaktoren. Eine gute gesunde Schule bietet in einem angemessen gestalteten Umfeld ein schmackhaftes Mittagessen an. Das liegt im Interesse aller Beteiligten.

Quelle: Schulverpflegung, Heft 4/2010.

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