Politik & Wirtschaft

Quote der Kinderarmut auch in Deutschland gestiegen

Grafiktext (ohne Zahlenangaben!)

Immer mehr Menschen in Europa sind arm, obwohl sie arbeiten. Am stärksten stieg die sogenannte Erwerbsarmut in den vergangenen Jahren in Deutschland: Zwischen 2004 und 2014 hat sich der Anteil der „working poor“ an allen Erwerbstätigen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren verdoppelt. Die Quote der Kinderarmut in Deutschland ist von 2014 auf 2015 um 0,7 Prozentpunkte auf 19,7 Prozent gestiegen. Der Anstieg beruht ganz überwiegend auf der starken Zuwanderung von Minderjährigen, die als Flüchtlinge zumeist unter der Armutsgrenze leben müssen. Das sind zentrale Ergebnisse aus dem aktuellen Kinderarmutsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Das Beispiel Deutschland sei „besonders bemerkenswert“, so die Forscher. Einerseits stieg die Beschäftigungsrate zwischen 2004 und 2014 stärker als in jedem anderen europäischen Land, andererseits verzeichnete Deutschland den höchsten Zuwachs an Erwerbsarmut – trotz eines kleinen Rückgangs von 2013 auf 2014. Wie passt das zusammen? „Offensichtlich ist der Zusammenhang zwischen Beschäftigungswachstum und Armut komplizierter als gemeinhin angenommen“, so die Wissenschaftler. Mehr Arbeit sei keine Garantie für weniger Armut – zumindest dann nicht, wenn die neuen Jobs niedrig entlohnt werden und/oder nur einen geringen Umfang haben.

Quelle:

Dorothee Spannagel, Daniel Seikel, Karin Schulze Buschoff, Helge Baumann:Aktivierungspolitik und Erwerbsarmut in Europa und Deutschland (pdf), WSI-Report Nr. 36, Juli 2017