AllgemeinPolitik & Wirtschaft

Nach Aus für gezuckerte Schulmilch in Berlin und Brandenburg: NRW muss als letztes Bundesland endlich nachziehen

Nach der Änderung des Schulmilchprogramms in Berlin und Brandenburg hat die Verbraucherorganisation foodwatch Nordrhein-Westfalen aufgefordert, als letztes Bundesland ebenfalls die Förderung gezuckerter Milchprodukte zu stoppen. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser müsse das Schulmilchprogramm umgehend überarbeiten. Die beschlossene Änderung des Schulmilchprogramms in Berlin und Brandenburg begrüßte foodwatch. Künftig soll an Schulen in den Bundesländern nur noch Milch ohne Zuckerzusatz gefördert und Ernährungsunterricht unabhängig von wirtschaftlichen Interessen organisiert werden. Gezuckerte Milch als Pausensnack widerspricht selbst den offiziellen, von der Bundesregierung initiierten Qualitätsstandards für Schulverpflegung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Zu Beginn des Schuljahres 2017/2018 hat die Europäische Union ihr Förderprogramm für das Schul- und Kitaessen überarbeitet. Seit der Reform sollen nur noch Lebensmittel ohne zugesetzten Zucker subventioniert werden. In der Begründung für diese Änderung verweist die EU ausdrücklich auf die Zunahme der Zahl fettleibiger Kinder. Allerdings lässt die EU-Verordnung es zu, dass Mitgliedstaaten Ausnahmen von dieser Regelung schaffen. Die Bundesländer Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen hatten eigens Ausnahmeregelungen geschaffen, um weiter Kakao & Co. zu fördern. Nach Kritik von foodwatch hatte Hessen im August vergangenen Jahres als erstes Bundesland reagiert und einen Stopp der Subvention gezuckerter Schulmilch angekündigt. 

Im Oktober 2018 hatte foodwatch den umfassenden Report „Im Kakaosumpf“ veröffentlicht. Darin entlarvt die Verbraucherorganisation die engen Verflechtungen zwischen Milchwirtschaft, umstrittenen Wissenschaftlern und Politik am Beispiel Nordrhein-Westfalens. Der Report beleuchtet Studien, die den gezuckerten Kakao als intelligenzsteigernd und gesundheitsfördernd darstellen sowie die Rolle der Landesvereinigung der Milchwirtschaft in NRW. Diese hat per Ministererlass den offiziellen Auftrag der Landesregierung, „Werbung zur Erhöhung des Verbrauchs von Milch“ zu machen – „insbesondere“ auch durch „Förderung des Schulmilchabsatzes“. Grundlage dafür ist ein Bundesgesetz aus der Nachkriegszeit, als die Milchwirtschaft gefördert und Kinder gepäppelt werden sollten.

Quelle: foodwatch