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Wie essen wir und warum?

Traditionelles und modernes Essen verstehen, so der Titel einer aktuellen Studie von der Universität Konstanz. Was macht traditionelles und modernes Essverhalten aus? Diese Frage wird am Fachbereich Psychologie der Universität Konstanz in der länderübergreifenden Studie untersucht. Um traditionelle von moderner Nahrungsaufnahme zu unterscheiden, reicht das Was jedoch nicht: „Wir haben bald gesehen, dass das, was traditionelles und modernes Essverhalten ausmacht, viel umfangreicher ist als die Facetten der Inhaltsstoffe oder der Lebensmittelgruppen. Es spielt auch eine Rolle, wie gegessen wird“, sagt Gudrun Sproesser, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Psychologie. Der Trend zurück zu traditionellem Essverhalten wie etwa, vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit regional und saisonal zu essen, der auch in Deutschland zu verzeichnen ist, wird im Übrigen einem postmodernen Essverhalten zugeordnet. „Die Zahlen zeigen aber, dass das nicht die Mehrheit ausmacht“, so Gudrun Sproesser.   Überall auf der Welt hat es eine Bewegung von traditionellem zu modernem Essen gegeben, einschließlich einer Bewegung traditioneller Essgewohnheiten von ihrer Ursprungskultur zu neuen Kulturen und der Entstehung neuer Lebensmittel und Essgewohnheiten. Dieser Trend zur modernen Ernährung ist von besonderer Bedeutung, da die traditionelle Ernährung mit positiven gesundheitlichen Ergebnissen und Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht wurde. Es besteht jedoch kein Konsens darüber, was traditionelles und modernes Essen ausmacht. 

Die Studie bietet eine umfassende Zusammenstellung der verschiedenen Facetten, die traditionelles und modernes Essen ausmachen. Konkret wurden in der bisherigen Literatur und Fachdiskussion 106 Facetten genannt, die internationale und interdisziplinäre Perspektiven verbinden. Die vorliegende Studie bietet ein Framework (das TEP10-Framework), das diese 106 Facetten in zwei Hauptdimensionen systematisiert: was und wie die Leute essen und 12 Subdimensionen. Die Konzentration auf einzelne Facetten des traditionellen und modernen Essens ist daher eine übermäßige Vereinfachung dieses komplexen Phänomens. Stattdessen sollte die Multidimensionalität und das Zusammenspiel verschiedener Facetten berücksichtigt werden, um ein umfassendes Verständnis der Trends, Folgen und zugrunde liegenden Faktoren des traditionellen und modernen Essens zu erlangen.

Faktenübersicht:

  • Originalpublikation: Gudrun Sproesser et al.Understanding traditional and modern eating: the TEP10 framework. BMC Public Health, 19, Article number 1606 (2019). DOI:https://doi.org/10.1186/s12889-019-7844-4
  • Studie zu den Unterschieden zwischen traditionellem und modernem Essverhalten
  • Kombination aus Literatur-Review und Kooperation mit Arbeitsgruppen aus den zehn Ländern Ghana, Indien, China, Brasilien, Mexiko, Japan, Frankreich, Türkei, USA und Deutschland 
  • Studienleiterin: Dr. Gudrun Sproesser vom Fachbereich Psychologie der Universität Konstanz 
  • Beteiligte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Matthew B. Ruby, La Trobe University, Australia; Naomi Arbit, BetterUp, Inc., USA; Charity S. Akotia, University of Ghana, Ghana; Marle Alvarenga, University of Sao Paulo, Brazil; Rachana Bhangaokar, Maharaja Sayajirao University of Baroda, India; Isato Furumitsu, Hiroshima-Shudo University, Japan; Xiaomeng Hu, Tsinghua University, China; Sumio Imada, Hiroshima-Shudo University, Japan; Gülbanu Kaptan, University of Leeds, United Kingdom; Martha Kaufer-Horwitz, Instituto Nacional de Ciencias Médicas y Nutrición Salvador Zubirán, Mexico; Usha Menon, Drexel University, USA; Claude Fischler, Centre National de la Recherche Scientifique, France; Paul Rozin, University of Pennsylvania, USA; Harald T. Schupp, University of Konstanz, Germany; Britta Renner, University of Konstanz, Germany 
  • Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Japanese Society for the Promotion of Science (JSPS) und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).