Politik & Wirtschaft

Nationale Bildungsstrategie gefordert

Die Schulen in Deutschland sind für ihren Auftrag, die Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen der digitalen Welt vorzubereiten, schlecht aufgestellt. Die Lehrkräfte sehen einen  dringenden Modernisierungs- und Sanierungsbedarf. „82 Prozent der Befragten mahnen die Verbesserung der digitalen Ausstattung der Schulen als sehr wichtig bzw. wichtig an. 89 Prozent verlangen, dass die Bereitstellung zusätzlicher Gelder dafür höchste bzw. hohe Priorität haben müsse. Das ist für die bisherigen Bemühungen der Politik, Schulen an die digitale Entwicklung anzukoppeln, ein Armutszeugnis“, betonte Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), mit Blick auf die Ergebnisse der Studie „Gebäudequalität von Bildungseinrichtungen“, die sie  in Berlin vorgestellt hat.

Fünf Milliarden Euro aus dem Digitalpakt und 3,5 Milliarden Euro für die Schulsanierung – wie im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vorgesehen – reichen bei weitem nicht aus. Das belegen die Ergebnisse unserer Untersuchung ebenso wie die neuesten Zahlen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die allein an den Schulen einen Sanierungsstau von 47,7 Milliarden Euro errechnet hatte. Große Unzufriedenheit herrscht auch mit dem Zustand der Gebäude, den räumlichen Möglichkeiten, insbesondere für Ganztagsangebote, der Hygiene und der Ausstattung mit Lehr- und Lernmitteln, sagte Tepe. 59 Prozent hielten „größere Umbau- und Sanierungsmaßnahmen“ an ihrer Schule für dringend notwendig. Dazu gehörten, unterschiedliche Funktionsräume (86 Prozent für Differenzierung, Fachräume, Elterngespräche; 85 Prozent für Pausen- und Rückzugsräume für Beschäftigte sowie Schüler), persönliche Arbeitsplätze für Lehrende (70 Prozent), offene Lernräume (70 Prozent) und grundsätzlich größere Räume (66 Prozent) zu schaffen. 70 Prozent forderten, dass die hygienischen Bedingungen an den Schulen verbessert werden müssten. „Diese Zahlen werfen ein bezeichnendes Licht darauf, dass Deutschland viel zu wenig dafür tut, die nachwachsende Generation unter angemessenen Rahmenbedingungen auszubilden. Wir sind weit davon entfernt, dass ‚der Raum als dritter Pädagoge‘ seinen Beitrag zu gelingenden Lernprozessen leisten kann“, hob Tepe hervor.

Im Vergleich mit den Bildungsausgaben anderer Industriestaaten schneidet die BRD unterdurchschnittlich ab. Wolle die Bundesregierung deshalb zum Beispiel mit Norwegen mithalten, seien 100 Milliarden Euro im Jahr notwendig, sagte Tepe – mehr als das Doppelte der von der GEW angemahnten jährlichen Ausgaben von 30 bis 40 Milliarden Euro.

www.gew.de/Studie-Gebaeude