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Berlin handelt unfair bei Lebensmitteln und umgeht Gesetz

Eigentlich müssen öffentliche Einrichtungen in Berlin viele Lebensmittel wie Kaffee, Orangensaft und Bananen sozial verantwortlich beschaffen. Die Christliche Initiative Romero e.V. zeigt nun in einer Studie: Bürokratische Tricks und mangelnde Informationen verhindern, dass gesetzlich vorgeschriebene Arbeits- und Menschenrechte eingehalten werden. Deshalb muss die aktuelle Reform des Berliner Auftrags- und Vergabegesetzes (BerlAVG) soziale Kriterien stärken. Während bei der öffentlichen Beschaffung von Lebensmitteln für Kantinen, das Schulessen oder den nächsten Rathausempfang immer häufiger auf Biosiegel geachtet wird, ist bei der Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten noch viel zu tun. Zu diesem Fazit kommt die Studie ‚BLICK ÜBER DEN TELLERRAND – Sozial verantwortliche öffentliche Beschaffung von Lebensmitteln‘. Durchgeführt wurde sie von der unabhängigen Nichtregierungsorganisation Christliche Initiative Romero e.V. im Rahmen des Projekts ‚Berlin handel! Fair!‘. „Das Land Berlin und die Berliner Bezirke haben zahlreiche Beschlüsse und Selbstverpflichtungen zur fairen Beschaffung von Lebensmitteln verabschiedet, aber es fehlt an einer strukturierten Umsetzung“, so Tabitha Triphaus, die Autorin der Studie.

UNTERNEHMEN UMGEHEN SOZIALSTANDARDS, BERLINER VERWALTUNG SCHAUT ZU

Bisher umgehen Cateringfirmen die im Berliner Auftrags- und Vergabegesetz geforderten Arbeitsrechte mit einem simplen Trick. Statt glaubwürdige Nachweise wie das Fairtrade-Siegel oder eine Mitgliedschaft in der World Fair Trade Organization (WFTO) zu liefern, legen die Lieferanten eine Eigenerklärung vor, dass das Produkt nicht zertifiziert zu haben sei. Die Studie zeigt, welche Probleme und entsprechenden Siegel existieren und wie diese einfach in Ausschreibungsunterlagen integriert werden können. Die CIR berät die Vergabestellen auch gerne über die Studie hinaus..

FAIRTRADE TOWN BERLIN: MEHR SCHEIN ALS SEIN?

Am 8. November wird die Stadt Berlin als Fairtrade-Town ausgezeichnet. Die Stadt sollte diese Auszeichnung ernst nehmen. Nötig ist dies allemal: Aus den Untersuchungsergebnissen geht hervor, dass Arbeiter*innen auf Kaffeeplantagen in Honduras meist sogar weniger verdienen, als den gesetzlichen Mindestlohn. Und auf Orangenplantagen in Brasilien, dem Herkunftsland von 80 Prozent des in Deutschland gehandelten Orangensafts, werden Pestizide verwendet, die in der EU verboten sind und bei den Pflücker*innen Kopfschmerzen, Ohnmacht, Übelkeit und Nasenbluten hervorrufen.

www.ci-romero.de/berlin-beschafft-unfaire-lebensmittel-pm-2018-10-17 

Quelle: Christliche Initiative Romero (CIR)