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Ernährungspläne, oder den Geschmack der Kinder bestmöglich treffen?

Jede Schulmensa hat ein „Hauptproblem“: Wenn den Schülern und Schülerinnen das Essen nicht schmeckt, kommen sie nicht (wieder) oder es bleibt täglich viel Abfall auf den Tellern. Beides will niemand. Diplom-Ernährungswissenschaftler, Uwe Knop hat dazu die Antwort:

Wie wichtig sind Fett, Zucker und Salz in unserer Ernährung und was bringt eine staatliche „Reduktionsstrategie“?

Fett und Zucker sind zentrale Energielieferanten und tragen zum guten Geschmack von Lebensmitteln bei. Salz wiederum ist (über)lebenswichtig. Ergo sind alle drei grundsätzlich solide Zutaten. Es kommt dabei natürlich immer auf die individuell verzehrte Menge über viele Jahre an. Die von der Bundesregierung geforderte Reduktionsstrategie ist jedoch nicht mehr als populistische Augenwischerei, denn: Es liegen weder wissenschaftliche Beweise im Sinne des medizinischen Goldstandards „Kausalevidenz“ vor, dass explizit Fett, Zucker oder Salz Krankheiten verursachen oder fördern, noch gibt es Belege für einen gesundheitlichen Nutzen der Bevölkerung, wenn diese drei Stoffgruppen in Lebensmitteln reduziert werden. D. h. niemand weiß, ob und was eine solche staatliche Vorgabe bringen wird – weder in positiver Hinsicht noch ob sie vielleicht schadet.

Wie sieht das Kernproblem des Kantinen- und Schulessens in Deutschland aus – und was sollte optimiert werden?

Jede Kantine hat ein „Hauptproblem“: Wenn den Kunden und Kindern das Essen nicht schmeckt, kommen sie nicht (wieder) oder es bleibt täglich viel Abfall auf den Tellern. Beides will niemand. Daher lautet das zentrale Kernelement: den Geschmack der Kunden bestmöglich treffen. Darum müssen sich die Betreiber – im wahren doppelten Sinne – vor allem kümmern. Hier braucht es aber keine Vorgaben vom Staat oder frei erfundene Regeln der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), die bis dato keinen einzigen Nutzennachweis geliefert haben. Sondern: Die Kantinenbetreiber müssen konkret in Erfahrung bringen, was genau die Gäste essen möchten und was nicht – und dann idealerweise exakt diese Angebote liefern und zwar in einem Preisrahmen, der für alle „Player der Nahrungskette“ – Betreiber, Caterer, Kunden – erschwinglich und realisierbar ist. Hierbei stehen die Kriterien „Qualität, Frische, Vielfalt, Abwechslung und Auswahl“ ganz oben auf der Agenda. Das Erfolgscredo lautet: Nur wer gutes Essen anbietet, idealerweise zum individuellen Selbstkomponieren, wird gute und zufriedene Kunden haben.

 

Wie kann Ernährungsminister Özdemir die Ernährung der Bevölkerung verbessern?

Der wichtigste Schritt wäre: Endlich ein kostenfreies, hochwertiges und frisches Mittagessen für alle Kinder an Kitas und Schulen einzuführen. Hier müssen Bund und Länder zusammenarbeiten. Darauf sollte der Fokus liegen, nicht auf sinnlosen „Nebenkriegsschauplätzen, um Publicity zu generieren“, wie z.B. ein wissenschaftliches völlig gehaltloses „Werbeverbot“ (dazu mehr unter „ Besser als sinnlose Werbeverbote wäre kostenloses Schulessen für Kinder “). Darüber hinaus sollte der Staat für maximale Transparenz auf allen Lebensmitteln sorgen, sodass jeder weiß, wo sein Essen herkommt und wie es erzeugt wurde. Falls hier Platz auf den Packungen fehlt: Der Nonsens Nutri-Score  kann dafür wegfallen.

 

Welche Effekte haben Özdemirs Maßnahmenpläne zur Ernährungspolitik auf die Gesundheit der Bevölkerung?

Das weiß niemand, und das wird auch niemals jemand herausfinden, denn: Es wird keine wissenschaftliche Evaluation („Wirksamkeits-Analyse“) geben, um die gesundheitlich relevanten Effekte zu bewerten (wie Auswirkungen auf Herzinfarkte, Schlaganfall, Krebs, Lebenszeit). Warum? Diese Analysen sind praktisch nicht durchführbar.

 

Welche Relevanz haben die Ernährungswissenschaften in der Gestaltung politischer Programme zur Förderung der Gesundheit?

Das ist schwer zu sagen, denn die Ernährungswissenschaft kann keine Belege im Sinne von echter Kausalität liefern – weder für gesunde Ernährung im Allgemeinen noch ob Lebensmittel generell gesund oder ungesund sind (siehe dazu auch  „Kennt Lauterbach den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität nicht?“

Über den Experten

Uwe Knop, Jahrgang 1972, ist Diplom-Ernährungswissenschaftler, Buchautor, und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen. Sein aktuellstes Buch „  Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben“ ist im Springer-Verlag erschienen.